Erinnerungen an Prof. Rudolf Gelbard


Erinnerung von Christine Klein 14.12.2018

Einfach D A N K E für dein Wirken, ich verneige mich in Demut und Achtung


Erinnerung von Axel Magnus 14.12.2018

An Rudi Gelbard kann es nur eine echte Form der politischen Erinnerung geben (neben all den persönlichen Erinnerungen, die wir an ihn haben): Den alltäglichen Kampf gegen den Faschismus, überall und zu jeder Zeit, wo dieser Sein Haupt erhebt. Niemals vergessen! No pasaran!


Erinnerung von Gerald Netzl 11.12.2018

Mit Rudi Gelbard verlor unser Bund einen guten Menschen, einen wertvollen Zeitzeugen und Lehrer und ich einen lieben Freund. Rudi beeindruckte uns alle mit seinem lexikalischen Wissen.
1996 wählte die Bundeskonferenz Rudi erstmals in den Bundesvorstand der FreiheitskämpferInnen. Er gehörte diesem Gremium bis zum Schluss an. Ich, fast 40 Jahre jünger als Rudi, wurde 2005 in den Bundesvorstand gewählt und profitierte von dreizehn gemeinsamen Jahren. Was uns verband: Großspurige Lautschreierei lehn(t)en wir ab; das stichhaltige Argument, die nicht widerlegbare historische Tatsache war/ist unser bevorzugtes Mittel in der politischen Diskussion und Auseinandersetzung – auch in der eigenen Organisation.
Vor der gemeinsamen Zeit im Bundesvorstand durfte ich Rudi zu einem wichtigen Ereignis als Redner einladen und erstmals näher kennenlernen: Am 17. März 2005 wurde in der Dirmhirngasse 114, 1230 Wien, eine Gedenktafel zur Erinnerung an die zerstörte Synagoge für Atzgersdorf und Liesing enthüllt. Als Zeitzeugen konnten wir Rudi für eine Rede gewinnen. Mit seiner lieben Gattin Inge begab er sich in die entern Gründ‘ am Stadtrand. Es war eine wunderschöne Feier, trotz des traurigen Ereignisses, das 1938 den Anlass gab.
Die ZeitzeugInnengeneration hat den Austrofaschismus und Nationalsozialismus leibhaftig erlebt und durchlitten. Heute, 2018 und danach, wird der Antifaschismus von denen getragen, die an das, was falsch war, erinnern wollen und daran, wie der Faschismus zustande kam. Unsere Aufgabe ist es, die Erinnerung an den Faschismus, seine Akteure und Profiteure, ebenso wachzuhalten, wie an die Verfolgung und den Widerstand und seine TrägerInnen. Unsere Aufgabe ist es, die Erfahrungen, die die Überlebenden uns vermittelt haben, in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen und überall aufzustehen, wo Faschisten und Verharmloser auftreten.
Wir werden in Rudis Sinn weiterarbeiten!


Erinnerung von Heimo Gruber 01.11.2018

Durch Glück und Zufall der Shoa entkommen zu sein, wurde fuer Rudi Gelbard zur lebenslangen Verpflichtung: Nimmermüdes, tägliches Engagement von morgens bis oft spät in die Nacht hinein blieb bis zuletzt - auch während der Jahre der tödlichen Krankheit - seine Art des Überlebens. Urlaube betrachtete er als Zeitverschwendung. Seine Muße fand er in ständiger Lektüre und Weiterbildung - nicht zur Entspannung, sondern um noch besser wirken zu können: als Zeitzeuge, als Aktivist, als Lehrer. Der Verlust Rudi Gelbards ist für uns unersetzlich.


Erinnerung von Markus Vorzellner 29.10.2018

Mir wurde das große Glück und die große Ehre zuteil, Rudi Gelbard zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Bei einem seiner zahlreichen Vorträge haben wir einander kennen gelernt und Freundschaft geschlossen, die dazu führte, dass er viele Male bei mir zu Hause zu Gast war. Die Themen, die dabei gestreift wurden, reichten, von seiner persönlichen Biographie ausgehend, von Versuchen, das Dritte Reich auch nur in Ansätzen verstehend zu fassen, über den Stalinismus und den Nahostkonflikt - drei Bereiche, in denen er ausgewiesener Fachmann war - bis hin zum Gebiet der Musik, in welchem ich ihm einiges erzählen durfte. Wir saßen, nach unseren Gesprächen, oft noch eine Weile und hörten Musik von Richard Wagner oder Duke Ellington, dessen Kompositionen er besonders liebte.
Mich erfüllt es heute noch mit besonderer Freude, dass es meine Idee war, sein Leben in einem Film zu dokumentieren. Ich brachte diesen Vorschlag meinem ehemaligen Freund Kurt Brazda vor, der in seiner gewohnt gekonnten Art die Dokumentation "Der Mann auf dem Balkon" hervorbrachte, in welcher Rudi in seiner ihm eigenen Art sein Leben Revue passieren ließ, um am Ende des Films auf dem berühmten Balkon der Wiener Hofburg an eben jener besagten Stelle zu stehen.
Vieles wurde im Lauf der Zeit erörtert, vieles blieb offen. Und es versteht sich von selbst, dass gerade in seinem Fall der Satz "Wir hätten einander noch so viel zu sagen gehabt" weit mehr ist als eine schnell dahin gesagte Floskel.
Punkto Kritik war Rudi insofern immer glaubwürdig, als er auch seinen eigenen weltanschaulichen Standpunkt stets hinterfragt hat und auch seiner Partei immer kritisch gegenüberstand, was er als dringendst notwendig empfand.
Du wirst, lieber Rudi, immer ein immens wichtiger Teil meines Lebens bleiben. Mir ist das Glück zuteil geworden, mit Dir einige Zeit zubringen zu dürfen, ein Privileg, das nicht jeder in Anspruch nehmen kann. Vielen Dank für diese Zeit und speziell für Deine Freundschaft! Du fehlst mir sehr, lieber Rudi!


Erinnerung von Martin Berger 27.10.2018

Mit Rudolf Gelbard verlieren wir eine wichtige Stimme. Ein unermüdlicher Mahner und Warner hat uns verlassen. Wie wichtig sein Auftreten als Zeitzeuge und Überlebender war, lässt sich kaum überschätzen. Ich bin dankbar, Rudolf Gelbard persönlich gekannt zu haben. Sein Vermächtnis wird weiterleben in denen, die ihn gekannt haben. Ruhe in Frieden.


Erinnerung von Astrid Winkler 27.10.2018

Ich habe Rudi Gelbard 1999 kennen und schätzen gelernt. Die Beschäftigung mit Biografieforschung im Rahmen meines Studiums war der Beginn einer intensiven Phase der Auseinandersetzung mit meiner Familiengeschichte sowie der österreichischen Geschichte im Kontext von Nationslsozialismus und Antisemitismus. In vielen Begegnungen und auch persönlicher Korrespondenz betr. Zeitgeschichte beeindruckte mich Rudi Gelbard mit seinem unglaublichen, historischen und politischem Detailwissen, seiner scharfen und punktgenauen Analysefähigkeit sowie - und das besonders - seinem unermüdlichen Engagement gegen faschistische, rechtsradikale und antisemitische Altlasten sowie neue diesbezügliche Tendenzen in Österreich. Er war ein streitbarer Mahner, der es verstand, messerscharf und pointiert das aus- und anzusprechen, was sonst nur allzugerne "unterm Teppich" geblieben wäre. Er hat uns Österreicher_innen - mich eingeschlossen - immer wieder den Spiegel vorgehalten, um dort hinzusehen, wo es unangenehm war und ist. Dafür bin ich Rudi Gelbard sehr dankbar. Er wird eine Lücke hinterlassen in diesem Land. Ich bin dankbar, ihn persönlich gekannt zu haben - er hat mir in vielen Fragen weiter geholfen und mir die Augen geöffnet.
Astrid Winkler


Erinnerung von Gerd 26.10.2018

Auch ich erinnere mich an persoehnliche
Begegnungen und kann diese Erklaerungen an dieses Moerderregime
das leider vom Volk gewaehlt wurde und
nachher von nichts gewußt zu haben.
Shalom Rudi lebe in Frieden in einer
hoffentlich anderen Welt.


Erinnerung von Rainer Mayerhofer 25.10.2018

Drei Tage vor der ersten Stichwahl um die Bundespräsidentschaft im Mai 2016 traf ich Rudi Gelbard, den ich seit vielen Jahren kannte und der zuletzt bei jedem Treffen wieder sagte, wie gut ihn und seine Mitakteure in der Burgtheaterproduktion "Die letzten Zeugen" meine Schwester Heike betreut habe. Besorgt meinte er damals: "Na, der wird's wohl machen" auf den FPÖ-Kandidaten anspielend. Mir wurde bewusst, was das für einen Menschen mit seiner Vergangenheit bedeutete. Bis zum Kanzlerwechsel kurze Zeit vorher hatte ich dasselbe befürchtet, war aber in den letzten Tagen vor der Wahl optimistischer geworden und das sagte ich Rudi Gelbard, der meinte: "Ich hoffe, dass du recht behältst". Als Alexander Van der Bellen drei Tage später knapp und dann einige Monate später bei der durch den FPÖ-Einspruch erzwungenen Wiederholungswahl deutlich voran lag, musste ich immer wieder an Rudi Gelbard denken und welcher Stein ihm bei der Bekanntgabe der Resultate wohl vom Herzen gefallen ist.


Erinnerung von IRMTRAUT KARLSSON 25.10.2018

"Man hat die Auseinandersetzung nicht gesucht, aber wenn sie notwendig war, musste man sie meiner Meinung nach führen, das waren wir den Millionen Ermordeten schuldig." Immer, wenn die giftigen Blasen aus dem braunen Sumpf hochgestiegen sind, hat Rudi diese Auseinandersetzung tapfer geführt. In den nächsten Wochen, wenn der 100 Jahre Republik gedacht wird, wird er uns sehr fehlen.
Danke Rudi für deinen Widerstand und deine Freundschaft !
Irmtraut