Prof.
Rudolf Gelbard
KZ-Überlebender, Zeitzeuge
Leben und Werk
Rudolf Gelbard wurde 1930 in Wien geboren und als Kind mit seinen jüdischen Eltern 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert. Als eines der wenigen Kinder überlebte er die Internierung in Theresienstadt und setzt sich seit seiner Befreiung als Mitglied der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer für die Aufklärung über die NS-Verbrechen ein. Neben seiner laufenden Tätigkeit in Schulen, auf Symposien und in Lehrveranstaltungen war er auch als Mitglied der Kulturkommission der Israelitischen Kultusgemeinde tätig.
Für seine Verdienste und seine aufklärerische Vortragstätigkeit wurde er von der Republik Österreich mit dem Berufstitel Professor und weiteren Auszeichnungen, darunter die Joseph-Samuel-Bloch-Medaille, geehrt. Seit 2008 wird vom Republikanischen Club - Neues Österreich der "Rudolf Gelbard Preis für Aufklärung gegen Faschismus und Antisemitismus" vergeben. Gelbard selbst war der erste Preisträger dieser Auszeichnung.
In der Spielzeit 2013-14 wirkte er bei der Zeitzeugenproduktion Die letzten Zeugen von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann am Wiener Burgtheater mit; die Produktion bezog sich auf die Novemberpogrome 1938, erlangte hohe Wertschätzung seitens Publikum und Presse und wurde zum Berliner Theatertreffen 2014 nach Dresden, Hamburg, Frankfurt und auch Salzburg eingeladen.
Lebenslauf
4.12.1930 geboren in Wien
12.3.1938 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht. Beobachtung von Drangsalierungen von Juden (die sogenannten Reibpartien) auf den Straßen.
Entfernung aus der Schule wegen jüdischer Abstammung, deshalb immer wieder Schulwechsel.
9.11.1938 Reichskristallnacht (Reichspogromnacht) bewusst erlebt (30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager gebracht, viele Tempel und kleine Bethäuser wurden zerstört)
1938 - 1942 Immer drückendere Lebensumstände (Hunger)
2.10.1942 bis 8.5.1945 Häftling im KZ Theresienstadt. (Von 15.000 Kindern überlebten nur sehr wenige.) Politische Schulung durch fünf bedeutende linkssozialistisch-zionistische und sozialdemokratisch-zionistische Jugendführer verschiedener Nationen, welche alle in Auschwitz II (Birkenau) ermordet wurden.
Mai 1945 Rückkehr nach Wien.
1945 - 1948 Nachholen der Schulbildung. Täglicher Privatunterricht mit Gymnasialprofessor Dr. Minha
1948 - 1950 Besuch der Handelsschule Neumann
ab 1948 ständiger Besuch von weiterbildenden Kursen an verschiedenen Wiener Volkshochschulen und außerordentlicher Hörer am Institut für Zeitgeschichte Wien an der Universität Wien
Themenschwerpunkte:
- Geschichte der sechs Hauptströmungen im Zionismus
- Geschichte des Nahostkonflikts
- Geschichte des Holocaust (Shoa)
- Parteisäuberungen in der Sowjetunion, der Kommunistischen Internationale und den Volksdemokratien (Zeitraum 1934 bis 1971)
- Geschichte der Taktik und Strategie der Kommunistischen Internationale
- Geschichte des Nationalsozialismus.
- Die Verfolgungsgeschichte der totalitären Systeme des 20. Jahrhundert
1948 - 1949 Besuch der Akademie der Sozialistischen Jugend Österreichs.
1951 - 1952 Beschäftigung in der Firma meines Vaters Alexander Gelbard. Mein Vater starb 1952 im 46. Lebensjahr an den Folgen der KZ-Haft. Auch meine Mutter starb vorzeitig an den Folgen der KZ-Haft (an psychischer Zerrüttung). 19 Familienmitglieder wurden ermordet.
1954 - 1963 Erhebungsabteilung des Bundesministeriums für soziale Verwaltung.
1956 - 1958 Besuch der Wiener Parteischule der SPÖ.
1964 - 1974 beruflich tätig als Marktfierant mit Stoffen auf verschiedenen Wiener Märkten und gleichzeitig zeitweise auch selbständiger Handelsvertreter.
1975 - 1990 Redakteur beim "Kurier"
Tätigkeit als
- Mitglied der Ombudsman-Redaktion
- Dokumentarist für Zeitgeschichte
a) Vorbereitung und Literaturzusammenstellung für viele zeitgeschichtliche Artikelserien
b) Vorbereitung und Literaturzusammenstellung für politische Sachbücher
c) Recherchearbeit für Chefredakteur Hans Rauscher und Redakteur Peter Pisa
d) Recherchearbeit für Chefredakteur Dr. Franz Ferdinand Wolf (ORF-Sendung "Zu Gast bei Dr. Wolf", jeweils Sonntagvormittag im Theater in der Josefstadt)
ab 1.1.1991 Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis beim Kurier (Erreichung des 60. Lebensjahres)
Pensionsantritt.
Ab diesem Zeitpunkt umfangreiche Tätigkeit als Vortragender (Zeitzeuge) an
- Universität Wien, Seminare von Univ.-Doz. Dr. Herbert Steiner und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer
- Vorträge an verschiedenen Gymnasien in Wien und den Bundesländern
- Vorträge an Berufsschulen in Wien
- Moderator von Buchpräsentationen zum Thema Zeitgeschichte im Rahmen der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
In den 50er Jahren Beobachter bei verschiedenen Nazi-Kriegsverbrecher-Prozessen (z.B. gegen Mitglieder der SS-Polizeidivision. Diese Einheit ermordete Zehntausende Juden in Galizien).
In den 60er Jahren Teilnahme an verschiedenen Protestdemonstrationen gegen Freisprüche von österreichischen Gerichten in verschiedenen Kriegsverbrecherprozessen.
- Prozess Murer, Gebietskommissar von Wilna
- Prozess Novak, SS-Transportoffizier im Eichmann-Kommando
- Prozess Rajakovitsch, SS-Wirtschaftsoffizier im Eichmann-Kommando
- Prozess Verbelen, SS-General in Belgien
In den 70er Jahren Sprengung eines Vortrages des amerikanischen Revisionisten David Hoggan im 7. Bezirk.
In den 80er Jahren Sprengung eines Vortrages des englischen Revisionisten David Irving im Parkhotel Hietzing.
In den letzten Jahrzehnten Beobachter bei allen Neonaziprozessen
- Prozess I Honsik
- Prozess I Küssel
- Prozess Schimanek
- Prozess Entreß
- Prozess II Küssel
- Prozess Wehrsportgruppe Trenck
- Prozess NÖ Neonazigruppe
- Prozess David Irving
- Prozess John Gudenus
- Prozess II Honsik 20.4.2009
Recherchearbeit für die Bücher von Hans-Henning Scharsach "Haiders Kampf", "Haiders Clan" und "Haider und Europa" und von Hans Rauscher, "Israel, Europa und der neue Antisemitismus" (Ein aktuelles Handbuch)
Im Jahre 1972 Tod des einzigen Kindes (Tochter Judith) mit 17 Jahren.
Seit 1990 verheiratet mit Inge Gelbard.
Antifaschistische Aktivitäten
(Beteiligung an vielen antifaschistischen Auseinandersetzungen)
1946 Ganztägige Belagerung der Wiener Universität (es gab antisemitische Tumulte bei einer Vorlesung über die Geschichte der Juden im Mittelalter).
1948 Sprengung der Gründerversammlung der Ariseure (sie nannten sich euphemistisch "Verband der Rückstellungsbetroffenen") Hotel Wimberger.
Februar 1955 Sprengung einer Neonaziversammlung (Hotel Münchnerhof). Der VDU-Nationalrat Dr. Fritz Stüber wollte eine Versammlung abhalten unter dem Titel "Hungerrenten und die jüdischen Forderungen an Österreich"
17.10.1959 Schwere Straßenauseinandersetzungen (Schiller-Feier - erstmaliger Aufmarsch nach dem Zweiten Weltkrieg der volkstreuen Verbände in Wien, deutschnationale neonazistische Gruppen). Bund heimattreuer Jugend, Österreichischer Turnerbund (mit den Dietwarten), schlagende Verbindungen (Teutonia, Germania, Gothia, Libertas, Bruna Sudetia, Olympia). Die Burschenschaft "Olympia" des Dritten Nationalratspräsidenten Dr. Michael Graf war schon vor 50 Jahren die härteste deutschnationale Verbindung.
29.3.,31.3.1965 Sehr harte Straßenauseinandersetzungen in Wien (ein Toter: ehemaliger KZ-Häftling Ernst Kirchweger) "Borodajkevic-Affäre". Der Täter war das Mitglied des Ringes freiheitlicher Jugend Günther Kümmel.
Zeitzeugenschaft - Privileg und Verpflichtung
„Überleben ist ein Privileg, das verpflichtet. Ich habe mich immer wieder gefragt, was ich für die tun kann, die nicht überlebt haben. Die Antwort, die ich für mich gefunden habe (und die keineswegs die Antwort jedes Überlebenden sein muss), lautet: Ich will ihr Sprachrohr sein, ich will die Erinnerung an sie wach halten, damit die Toten in dieser Erinnerung weiterleben können. Aber wir, die Überlebenden, sind nicht nur den Toten verpflichtet, sondern auch den kommenden Generationen: Wir müssen unsere Erfahrungen an sie weitergeben, damit sie daraus lernen können. Information ist Abwehr. Überlebende müssen wie Seismographen sein, sie müssen die Gefahr − früher als andere − wittern, in ihren Konturen erkennen und aufzeigen. Sie haben nicht das Recht, sich ein zweites Mal zu irren und für harmlos zu halten, was in einer Katastrophe münden kann.“
– Simon Wiesenthal: Aus: Recht, nicht Rache (Brief an junge Menschen), mehrfach zitiert von Rudolf Gelbard
KZ Theresienstadt
Das KZ Theresienstadt, auch Lager Theresienstadt, wurde von den deutschen Besatzern in Terezín (deutsch Theresienstadt auf dem besetzten Gebiet der Tschechoslowakei, heute Tschechien) eingerichtet. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei machten die Nationalsozialisten aus Terezín/Theresienstadt ein Konzentrationslager im von ihnen so genannten Protektorat Böhmen und Mähren.
Kleine Garnisonsstadt 7.000 Einwohner
- Lagererrichtung November 1941
- Film „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ Regie: Kurt Gerron
- 1942 58.000 Internierte
- Gesamt mehr als 141.000 Gefangene
- 88.000 davon in Vernichtungslager deportiert (Auschwitz, Maydanek, Sobibor, Chelmo, Treblinka)
- 33.500 in Theresienstadt gestorben
- 15.000 Kinder (Bilder und Gedichte), nur wenige überlebten das Kriegsende
Dokumentationen
- Der Mann auf dem Balkon. Rudolf Gelbard. KZ-Überlebender − Zeitzeuge − Homo Politicus. Dokumentarfilm von Kurt Brazda (2008; ORF/3sat)
- Die Nacht der Zeitzeugen. Mit Leon Weintraub, Rudolf Gelbard, Jörg Skriebeleit und Kerstin von Lingen. Redaktion und Moderation: Andreas Bönte (2014, Bayerisches Fernsehen)
- Die letzten Zeugen. Mit Marko Feingold, Rudolf Gelbard, Lucia Heilman, Vilma Neuwirth, Suzanne-Lucienne Rabinovici und Ari Rath. Aufzeichnung aus dem Wiener Burgtheater, Ausstrahlung am 28. November 2014, ORF III.
THE MAN ON THE BALCONY
Rudolf Gelbard was deported to the concentration camp Theresienstadt alongside his Jewish parents in 1942. Since 1945 he puts himself out for the clarification of the Nazi-regime's crimes.
In this movie Gelbard leads us to certain venues of his child hood in Vienna, where the "Jewboy" had to endure humilation after Hitler's march-in to Austria in 1938. He also witnessed at first hand the cynically so-called "Reichskristallnacht" with its pogroms and was also witness to the fire of the big synagogue in Vienna's Tempelgasse. In October 1942 he was deported to Theresienstadt alongside his family.
A substantial part of Kurt Brazda's documentary is dedicated to Rudolf Gelbard's experiences in Theresienstadt, where he had to spend a crucial part of his childhood and youth from 1942 to 1945. Of the 15.000 children to be brought to this forecourt of extinction, only about 200 survived, including him.
We accompany him on a drive to Terezin/Theresienstadt. There he shows the scene of his childhood, shaped of fear and hopelessness, unthinkable for those, who were born afterwards. For him, it certainly is no easy journey...
Buch und Regie: Kurt Brazda
Kamera: Benjamin Epp AAC, Astrid Heubrandtner AAC
Schnitt: Benjamin Epp
Ton: Christian Bednarik
Musik: Markus Vorzellner
Bilder zu den Dreharbeiten
© Kurt Brazda
Wir haben über dich gesiegt, wir haben dich überlebt, leider - sehr wenige!
Biografie (engl.)
May 1945 Return to Vienna
1945 - 1948 catch up on school education by private lessons
1948 Lessons on world trade at a private education institute
Since 1948 courses on a public school (Volkshochschule) for further education in Zionism, History of Middle East , History of Holocaust
History of National Socialism , Totalitarism, Stalinism.
1951 - 1952 working in his fathers company
1952 Father died , later on also his mother as consequences of their detention
Both were traumatized
1956 - 1963 academy of the Austrian Socialist Party (SPÖ)
1964 - 1968 marketer at several markets in Vienna selling textiles
1975 - 1990 journalist at Kurier , one of the biggest Austrian newspaper making research for articles and publications on political topics. He became a very important expert of Nazi History and Holocaust. A lot of books of several authors were based on his extraordinary knowledge.
1991 Pension Since then numerous lectures at universities, high schools, as contemporary witness.
He got many awards for his engagement among them.
After 1945 he also was politically active by taking part on all important demonstrations against Nazi re-engagement and anti-Semitism
In the 50-ies he was observer of different trials of Nazi war criminals
In the 60-ies participation on protest demonstration because of verdicts of not guilty at several Nazi trials
Prevention of planned lectures by the American Neonazi David Hoggan and the British Revisionist David Irving.
Observer at nearly every trial against Neo Nazis until now.
1972 Dead of his single daughter Judith at the age of 17 because of an incident
Married with Inge Gelbard since 1990
Enthüllung Gedenkzeichen „12. Februar 1934“
Rudolf Gelbard nahm am Festakt der Enthüllung des Gedenkzeichens "12. Februar 1934" am 26. April 2017 teil. Das Gedenkzeichen befindet sich im Zentrum in Wien im Rathauspark.
Vor Ort waren Mitglieder der Wiener Stadtregierung, des Wiener Stadtparlaments, des österreichischen Nationalrates sowie Mandatarinnen und Mandatare aus den Bezirken.
Auszeichnungen
1996 Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
Die Laudatio hielt Sozialminister Hums
12.3.1997 Verleihung der Josef-Samuel-Bloch-Medaille von der "Aktion gegen den Antisemitismus"
Laudatoren: Hofrat Paul Grosz, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes
Hans-Henning Scharsach, Leiter der außenpolitischen Redaktion von News
Univ.-Doz. Dr. Klaus Lohrmann vom Institut für die Geschichte der Juden in Österreich
19.9.1997 Verleihung des Berufstitels Professor
Die Laudatio hielt der Erste Nationalratspräsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer
Ort: Bundeskanzleramt Kongresssaal
1998 Verleihung der Otto-Bauer-Plakette für den besonderen Einsatz gegen Faschismus, Rechtsextremismus und Rassismus durch den Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten
Die Laudatio hielt der ehemalige Sozialminister Josef Hesoun
1998 Enthüllung einer Tafel für verschiedene Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde der Organisation ESRA (darunter auch für mich) mit der Inschrift "In Dankbarken für den Kampf gegen das Vergessen“ (die Laudatio für mich hielt Univ.-Prof. Dr. Alexander Friedmann)
4.12.2000 Verleihung der Victor-Adler-Plakette für besondere Verdienste um die Arbeiterbewegung
Die Laudatio hielten Nationalrat Dr. Peter Kostelka, Klubobmann des SPÖ-Parlamentsklubs und
Nationalrat a.D. Ing. Ernst Nedwed, Wiener Obmann des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten
4.3.2002 Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens (höchste Auszeichnung die das österreichische Judentum zu vergeben hat) durch den Bundesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Österreich.
Die Laudatio hielt Univ.-Prof. Dr. Alexander Friedmann
11.5.2005 Verleihung des Theodor Herzl Preises 2005 durch die Zionistische Föderation Österreich.
Die Laudatio hielt Univ.-Prof. Dr. Josef Grünberger
21.9.2005 Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien
Die Laudatio hielt Bürgermeister Dr. Michael Häupl
3.7.2008 Verleihung des Rudolf Gelbard Preises für Aufklärung gegen Faschismus und Antisemitismus 2008 des Republikanischen Clubs - Neues Österreich, verliehen an den Namensgeber und 1. Preisträger Prof. Rudolf Gelbard
Begrüßung: Erste Nationalratspräsidentin Mag.a Barbara Prammer
Laudatoren: Bundesminister a.D. Dkfm. Ferdinand Lacina
Mag. Dr. Doron Rabinovici, Zeithistoriker und Schriftsteller
30.3.2009 Verleihung des Fernsehpreises der Erwachsenenbildung für das Jahr 2008 (Sparte Dokumentation) für die Dokumentation über mein Leben "Der Mann auf dem Balkon"
130 Dokumentarfilme wurden eingereicht.
Die Jury bestand aus 17 Personen - 9 MedienjournalistInnen sowie 8 ErwachsenenbildnerInnen
Datum der Preisverleihung 26.5.2009, 18.00 Uhr im Wiener Rathaus
Die Laudatio hielt Vizebürgermeister Stadtrat Dr. Michael Ludwig
25.2.2011 Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
Die Laudatio hielt Bundeskanzler Werner Faymann im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes
4.12.2015 Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst
Laudatoren waren (in der Reihenfolge):
Staatssekretärin Mag.a Sonja Steßl, Präsident des Europaparlaments Martin Schulz, Bundeskanzler Werner Faymann
Ort: Bundeskanzleramt Kongresssaal
15.2.2016 Verleihung der großen Victor Adler-Plakette (höchste Auszeichung des SPÖ)
Laudatoren: Nationalratspräsidentin Doris Bures
Bundeskanzler Werner Faymann
Ort: Parlament
9.4.2016 Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des Landesverbandes Wien österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband VdA Wien)
Laudatoren: Landessekretär Ernst Wolrab
Ort: Volkshochschule Hietzing
1.6.2016 Verleihung des Fernsehpreises der Erwachsenenbildung für das Jahr 2016 (Sparte Dokumentation) für die Dokumentation "Vergesst uns nicht, erzählt es weiter" (Die letzten Zeugen). Diese Produktion wurde dreißigmal aufgeführt.
- Burgtheater Wien
- drei Aufführungen in Berlin
- zwei Aufführungen in Frankfurt/ Main
- eine Aufführung in Dresden
- eine Aufführung in Hamburg
- zwei Aufführungen in Salzburg
21.1.2018 Verleihung des Ute Bock Preises für Zivilcourage, der an Einrichtungen und Personen vergeben wird, die sich besonders um die Wahrung oder Durchsetzung der Menschenrechte verdient gemacht haben.
Publikationen
2.3.2008 Vorpremiere des Films "Der Mann auf dem Balkon - Rudolf Gelbard, KZ-Überlebender - Zeitzeuge - Homo politicus" im Metro Kino
Dokumentarfilm von Kurt Brazda
Kamera und Schnitt Benjamin Epp
Begrüßung: Altbundeskanzler Dr. Franz Vranitzky
Vor der Vorführung verlas Kammerschauspielerin Elisabeth Orth eine dreiseitige Grußbotschaft von Bundespräsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer
26.3.2008 Ausstrahlung im 3-SAT (21.00-22.00)
Der Film wurde in Österreich, Deutschland und der Schweiz von 350.000 Zuschauern gesehen, davon in Österreich von 84.000
9.11.2008 Buchpräsentation in Linz
Walter Kohl schrieb meine Biographie "Die dunklen Seiten des Planeten" (Rudolf Gelbard, der Kämpfer), Verlag Franz Steinmaßl, A-4264 Grünbach (ISBN-13: 978-3-902427-56-4).
Sozialminister Dr. Erwin Buchinger stellte das Buch vor.
4.12.2008 2. Buchpräsentation meiner Biographie "Die dunklen Seiten des Planeten" (Rudolf Gelbard, der Kämpfer) von Walter Kohl im Jüdischen Museum, 1010 Wien.
Bundeskanzler Dr. Alfred Gusenbauer stellte das Buch vor.
Weblinks
- Isabella Fischli über Rudi Gelbard in der IKG-Zeitschrift „Die Gemeinde“ (Memento vom 7. Februar 2009 im Internet Archive)
- http://www.wien.gv.at/rk/msg/2005/0921/020.html
- Seite „Rudolf Gelbard“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. Mai 2016, 06:11 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rudolf_Gelbard&oldid=154185985 (Abgerufen: 23. Juni 2016, 11:48 UTC)
Wir erinnern uns
Sie sind eingeladen, Ihre persönliche Erinnerung an Prof. Rudolf Gelbard nieder zu schreiben.
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Einfach D A N K E für dein Wirken, ich verneige mich in Demut und Achtung
An Rudi Gelbard kann es nur eine echte Form der politischen Erinnerung geben (neben all den persönlichen Erinnerungen, die wir an ihn haben): Den alltäglichen Kampf gegen den Faschismus, überall und zu jeder Zeit, wo dieser Sein Haupt erhebt. Niemals vergessen! No pasaran!
Mit Rudi Gelbard verlor unser Bund einen guten Menschen, einen wertvollen Zeitzeugen und Lehrer und ich einen lieben Freund. Rudi beeindruckte uns alle mit seinem lexikalischen Wissen.
1996 wählte die Bundeskonferenz Rudi erstmals in den Bundesvorstand der FreiheitskämpferInnen. Er gehörte diesem Gremium bis zum Schluss an. Ich, fast 40 Jahre jünger als Rudi, wurde 2005 in den Bundesvorstand gewählt und profitierte von dreizehn gemeinsamen Jahren. Was uns verband: Großspurige Lautschreierei lehn(t)en wir ab; das stichhaltige Argument, die nicht widerlegbare historische Tatsache war/ist unser bevorzugtes Mittel in der politischen Diskussion und Auseinandersetzung – auch in der eigenen Organisation.
Vor der gemeinsamen Zeit im Bundesvorstand durfte ich Rudi zu einem wichtigen Ereignis als Redner einladen und erstmals näher kennenlernen: Am 17. März 2005 wurde in der Dirmhirngasse 114, 1230 Wien, eine Gedenktafel zur Erinnerung an die zerstörte Synagoge für Atzgersdorf und Liesing enthüllt. Als Zeitzeugen konnten wir Rudi für eine Rede gewinnen. Mit seiner lieben Gattin Inge begab er sich in die entern Gründ‘ am Stadtrand. Es war eine wunderschöne Feier, trotz des traurigen Ereignisses, das 1938 den Anlass gab.
Die ZeitzeugInnengeneration hat den Austrofaschismus und Nationalsozialismus leibhaftig erlebt und durchlitten. Heute, 2018 und danach, wird der Antifaschismus von denen getragen, die an das, was falsch war, erinnern wollen und daran, wie der Faschismus zustande kam. Unsere Aufgabe ist es, die Erinnerung an den Faschismus, seine Akteure und Profiteure, ebenso wachzuhalten, wie an die Verfolgung und den Widerstand und seine TrägerInnen. Unsere Aufgabe ist es, die Erfahrungen, die die Überlebenden uns vermittelt haben, in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen und überall aufzustehen, wo Faschisten und Verharmloser auftreten.
Wir werden in Rudis Sinn weiterarbeiten!
Durch Glück und Zufall der Shoa entkommen zu sein, wurde fuer Rudi Gelbard zur lebenslangen Verpflichtung: Nimmermüdes, tägliches Engagement von morgens bis oft spät in die Nacht hinein blieb bis zuletzt - auch während der Jahre der tödlichen Krankheit - seine Art des Überlebens. Urlaube betrachtete er als Zeitverschwendung. Seine Muße fand er in ständiger Lektüre und Weiterbildung - nicht zur Entspannung, sondern um noch besser wirken zu können: als Zeitzeuge, als Aktivist, als Lehrer. Der Verlust Rudi Gelbards ist für uns unersetzlich.
Mir wurde das große Glück und die große Ehre zuteil, Rudi Gelbard zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Bei einem seiner zahlreichen Vorträge haben wir einander kennen gelernt und Freundschaft geschlossen, die dazu führte, dass er viele Male bei mir zu Hause zu Gast war. Die Themen, die dabei gestreift wurden, reichten, von seiner persönlichen Biographie ausgehend, von Versuchen, das Dritte Reich auch nur in Ansätzen verstehend zu fassen, über den Stalinismus und den Nahostkonflikt - drei Bereiche, in denen er ausgewiesener Fachmann war - bis hin zum Gebiet der Musik, in welchem ich ihm einiges erzählen durfte. Wir saßen, nach unseren Gesprächen, oft noch eine Weile und hörten Musik von Richard Wagner oder Duke Ellington, dessen Kompositionen er besonders liebte.
Mich erfüllt es heute noch mit besonderer Freude, dass es meine Idee war, sein Leben in einem Film zu dokumentieren. Ich brachte diesen Vorschlag meinem ehemaligen Freund Kurt Brazda vor, der in seiner gewohnt gekonnten Art die Dokumentation "Der Mann auf dem Balkon" hervorbrachte, in welcher Rudi in seiner ihm eigenen Art sein Leben Revue passieren ließ, um am Ende des Films auf dem berühmten Balkon der Wiener Hofburg an eben jener besagten Stelle zu stehen.
Vieles wurde im Lauf der Zeit erörtert, vieles blieb offen. Und es versteht sich von selbst, dass gerade in seinem Fall der Satz "Wir hätten einander noch so viel zu sagen gehabt" weit mehr ist als eine schnell dahin gesagte Floskel.
Punkto Kritik war Rudi insofern immer glaubwürdig, als er auch seinen eigenen weltanschaulichen Standpunkt stets hinterfragt hat und auch seiner Partei immer kritisch gegenüberstand, was er als dringendst notwendig empfand.
Du wirst, lieber Rudi, immer ein immens wichtiger Teil meines Lebens bleiben. Mir ist das Glück zuteil geworden, mit Dir einige Zeit zubringen zu dürfen, ein Privileg, das nicht jeder in Anspruch nehmen kann. Vielen Dank für diese Zeit und speziell für Deine Freundschaft! Du fehlst mir sehr, lieber Rudi!
Mit Rudolf Gelbard verlieren wir eine wichtige Stimme. Ein unermüdlicher Mahner und Warner hat uns verlassen. Wie wichtig sein Auftreten als Zeitzeuge und Überlebender war, lässt sich kaum überschätzen. Ich bin dankbar, Rudolf Gelbard persönlich gekannt zu haben. Sein Vermächtnis wird weiterleben in denen, die ihn gekannt haben. Ruhe in Frieden.
Ich habe Rudi Gelbard 1999 kennen und schätzen gelernt. Die Beschäftigung mit Biografieforschung im Rahmen meines Studiums war der Beginn einer intensiven Phase der Auseinandersetzung mit meiner Familiengeschichte sowie der österreichischen Geschichte im Kontext von Nationslsozialismus und Antisemitismus. In vielen Begegnungen und auch persönlicher Korrespondenz betr. Zeitgeschichte beeindruckte mich Rudi Gelbard mit seinem unglaublichen, historischen und politischem Detailwissen, seiner scharfen und punktgenauen Analysefähigkeit sowie - und das besonders - seinem unermüdlichen Engagement gegen faschistische, rechtsradikale und antisemitische Altlasten sowie neue diesbezügliche Tendenzen in Österreich. Er war ein streitbarer Mahner, der es verstand, messerscharf und pointiert das aus- und anzusprechen, was sonst nur allzugerne "unterm Teppich" geblieben wäre. Er hat uns Österreicher_innen - mich eingeschlossen - immer wieder den Spiegel vorgehalten, um dort hinzusehen, wo es unangenehm war und ist. Dafür bin ich Rudi Gelbard sehr dankbar. Er wird eine Lücke hinterlassen in diesem Land. Ich bin dankbar, ihn persönlich gekannt zu haben - er hat mir in vielen Fragen weiter geholfen und mir die Augen geöffnet.
Astrid Winkler
Auch ich erinnere mich an persoehnliche
Begegnungen und kann diese Erklaerungen an dieses Moerderregime
das leider vom Volk gewaehlt wurde und
nachher von nichts gewußt zu haben.
Shalom Rudi lebe in Frieden in einer
hoffentlich anderen Welt.
Drei Tage vor der ersten Stichwahl um die Bundespräsidentschaft im Mai 2016 traf ich Rudi Gelbard, den ich seit vielen Jahren kannte und der zuletzt bei jedem Treffen wieder sagte, wie gut ihn und seine Mitakteure in der Burgtheaterproduktion "Die letzten Zeugen" meine Schwester Heike betreut habe. Besorgt meinte er damals: "Na, der wird's wohl machen" auf den FPÖ-Kandidaten anspielend. Mir wurde bewusst, was das für einen Menschen mit seiner Vergangenheit bedeutete. Bis zum Kanzlerwechsel kurze Zeit vorher hatte ich dasselbe befürchtet, war aber in den letzten Tagen vor der Wahl optimistischer geworden und das sagte ich Rudi Gelbard, der meinte: "Ich hoffe, dass du recht behältst". Als Alexander Van der Bellen drei Tage später knapp und dann einige Monate später bei der durch den FPÖ-Einspruch erzwungenen Wiederholungswahl deutlich voran lag, musste ich immer wieder an Rudi Gelbard denken und welcher Stein ihm bei der Bekanntgabe der Resultate wohl vom Herzen gefallen ist.
"Man hat die Auseinandersetzung nicht gesucht, aber wenn sie notwendig war, musste man sie meiner Meinung nach führen, das waren wir den Millionen Ermordeten schuldig." Immer, wenn die giftigen Blasen aus dem braunen Sumpf hochgestiegen sind, hat Rudi diese Auseinandersetzung tapfer geführt. In den nächsten Wochen, wenn der 100 Jahre Republik gedacht wird, wird er uns sehr fehlen.
Danke Rudi für deinen Widerstand und deine Freundschaft !
Irmtraut